#42 Von Geschwisterpositionen und ihrer Bedeutung
Shownotes
Hier die genutzten Bücher zur Folge: Hickey, Birgit: Wie die Familie unser Leben bestimmt - Genogrammarbeit und systemische Aufstellungen. Carl Auer Verlag, 2024. Roedel, Bernd: Praxis der Genogrammarbeit. Die Kunst des banalen Fragens. Bergmann Verlag, 2006.
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Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von fragmalneda.
Das heutige Thema ist der Wunsch einer Followerin auf Instagram und dockt an eins meiner Lieblingsthemen an, nämlich die Genogrammarbeit. Gewünscht wurde ein Einblick in systemische Ideen rund um Geschwisterpositionen und -beziehungen und wie die dadurch entstehenden Rollen sich möglicherweise auch im Erwachsenenalter bemerkbar machen können.
Mir kamen zu dem Thema gleich zwei Bücher in den Sinn, die ich sehr hilfreich finde. Eins davon hat mich damals in meiner systemischen Weiterbildung total fasziniert und gibt einen wunderbar kompakten Überblick über die Bedeutung der Position in der Geschwisterreihe. Der Titel lauter „Praxis der Genogrammarbeit – Die Kunst des banalen Fragens“ und ist von Bernd Roedel. Das andere Buch ist von Bircgit Hickey und noch nicht so lange auf dem Markt; es heißt „Wie die Familie unser Leben bestimmt -Genogramm und systemische Aufstellungen“ und verbindet damit zwei Dinge, mit denen ich wahnsinnig gern arbeite.
Ich werde diese beiden Bücher für die heutige Folge als Grundlage nehmen, du findest sie als Quelle in den Shownotes.
Lass uns mit einem Blick auf Geschwisterreihen beginnen. Bernd Roedel schreibt in seinem Buch, dass die Position in der Geschwisterreihe neben der Beziehung zu unseren Eltern vielleicht sogar einen der prägendsten Einflüsse auf unser Leben hat. Wir können Geschwisterbeziehungen, wenn wir sie zeitlich sehen, als die längsten Beziehungen betrachten, die wir unterhalten. Dabei sind sie in verschiedenen Phasen unseres Lebens unterschiedlich in ihrer Intensität, spielen aber immer eine wichtige Rolle – sei es in positiver oder negativer Weise. Eine tief wurzelnde emotionale Ambivalenz ist typisch für die meisten Geschwisterbeziehungen – eine Ambivalenz, die oft erst im hohen Alter beigelegt werden kann.
Was mich immer wieder fasziniert ist die spezifische Rolle in der Familie, die jedes Kind hat und die nicht zuletzt damit zusammenhängt, an welcher Stelle es in der Geschwisterreihe steht. Lasst uns sie einzelnen Positionen genauer betrachten.
Das älteste Kind hat in den meisten Fällen eine besondere Bedeutung, ist es doch das Kind, durch das ein Paar zur Familie wird. Alles ist neu, alles passiert zum ersten Mal. Die Elternteile probieren sich in ihren neuen Rollen aus und sind alles andere als geübt und eingespielt in dem, was sie tun.
Hinzu kommt, dass das erste Kind (wenn es denn keine Zwillinge sind) immer auch ein Einzelkind ist und mindestens 10 Monate lang die alleinige Aufmerksamkeit der Eltern genießt – im positiven, wie im negativen Sinne.
Wird ein weiteres Kind geboren, muss das Älteste damit zurechtkommen, dass es nicht mehr alleine die Aufmerksamkeit bekommt. Es hat einige Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, wie z.B. mit jemandem zu teilen. Je länger die Zeit des Einzelkind-Seins war, desto herausfordernder kann die Umstellung sein. So kann es auch zu einem Konkurrenz-Erleben kommen. Bei einem großen Altersabstand wird dies jedoch nicht mehr zugeschrieben – liegen 8 oder mehr Jahre zwischen den Kindern, wird das zweite Kind quasi als ein weiteres Erstgeborenes gesehen.
Weil sie frühzeitig lernen musste, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten Jüngerer zurückzustellen, verhalten die Ältesten sich oft sehr vernünftig. Eine gewisse Ängstlichkeit kann sich zeigen, wenn die Eltern aufgrund ihrer eigenen Unerfahrenheit vielleicht auch ängstlicher waren. Ein Beispiel hierfür könnte sein, inwieweit sich ein Kind auf dem Spielplatz ausprobieren durfte, oder aber lieber nicht irgendwo hochklettern sollte, da die Eltern Sorge vor einem Sturz hatten und diese Sorge auch zeigten. Als weiteres Merkmal wird den Ältesten Verantwortungsbewusstsein zugeschrieben, da sie auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen und die Eltern bei deren Abwesenheit vertreten müssen.
Neben dem ältesten Kind als Erstgeborenes hat auch jeweils die Position erste weiblich gelesene Tochter und erster männlich gelesener Sohn eine besondere emotionale Bedeutung, meist für das gegengeschlechtliche Elternteil (wenn wir von einem hetero-normativen Elternpaar ausgehen). Die emotionale Bedeutung trifft meist auch dann zu, wenn z.B. der erste Sohn als viertes Kind geboren wird. Was laut Bernd Roedel hier passieren kann ist, dass bei nicht ausreichend erlebter Paarebene das jeweilige Kind rekrutiert wird, um die auf dieser Ebene erlebten Defizite zu kompensieren. Eine solche Situation kann ähnlich gesehen werden wie jene in Familien mit einem abwesenden Elternteil. Das Kind kann hier ein Gefühl von Stolz entwickeln, für ein Elternteil so wichtig und bedeutsam zu sein – und gleichzeitig total überfordert sein von der Rolle, die es dann einnimmt. Eine solche Bindung zum gegengeschlechtlichen Elternteil kann sich im Erwachsenenalter beispielsweise durch den Verzicht auf eine eigene dauerhafte Paarbeziehung oder auch eigene Kinder zeigen – so kann die Loyalität zum Elternteil gewahrt sein. Eine andere Möglichkeit des Umgangs könnte auch die Flucht sein, beispielsweise durch die Wahl eines Lebensortes, der möglichst weit weg vom Elternhaus ist.
Das mittlere Kind ist das, was weder das erste noch das letzte ist. Es steht an der zweiten, oder bei mehr als drei Kindern auch an späterer Stelle – es ist immer das vorletzte Kind. Dieses Kind war nie in einer Einzelkindposition. Es hat sozusagen nicht mehr den Zauber des Neuen, Einmaligen, denn es gab mindestens ein Kind vor ihm. Hier kann es sein, dass es sich dauernd bemüht, das ältere Kind einzuholen – doch dies wird ihm immer zeitlich voraus sein. Es kann Dinge schneller, ist im Kindergarten und in der Schule weiter, darf vielleicht Dinge, die das Mittlere noch nicht darf. Besonders bei gleichgeschlechtlichen älteren Geschwistern kann es für das mittlere Kind diesen Versuch geben. Vielleicht zeigt es sich angepasst und brav, um den Eltern besonders zu gefallen.
Meist dauert es bis nach der Pubertät, dass der erste Platz in der Geschwisterreihe nicht eingeholt werden kann. Dann kann es häufig dazu kommen, dass eine andere soziale Situation gesucht wird, in der die Nummer 1 erreichbar ist; das kann z.B. ein Sportverein sein, das Erlernen eines Musikinstruments oder auch ein Engagement in einer politischen Gruppierung.
Besonders sichtbar wird das mittlere Kind oft dann, wenn ein Elternteil im Alter pflegebedürftig wird. Hier ist meist das mittlere Kind bereit, sich zu kümmern – möglicherweise sieht es hier nochmal die Chance, zu beweisen, dass es doch verlässlicher/lieber oder auf andere Weise besser ist als das ältere Geschwisterkind.
Neben den Herausforderungen, die das mittlere Kind hat, profitiert es meist davon, dass die Eltern hier nicht mehr in übermäßiger Sorge sind. Sie haben sich in ihrer Rolle gefunden und sind eingespielt. Gleichzeitig fällt dem mittleren Kind die Loslösung vom Elternhaus meist leichter als dem ältesten Kind.
Kommen wir zu guter letzt zum jüngsten Kind, für das du bestimmt die Bezeichnung des Nesthäkchens kennst. Das jüngste Kind genießt meist allerlei Privilegien und wird oft verwöhnt – hier gibt es z.B. von Adamszek die These, dass Eltern möglicherweise anhand von Geschenken den Mangel an direkt spürbarer Liebe kompensieren wollen.
Das „noch zu klein sein“ kann mit sich bringen, dass das jüngste Kind z.B. im Haushalt noch nicht so viel mithelfen muss. Es kann sein, dass es viele Freiheiten hat – die einzelnen Lebensphasen samt Kinderkrankheiten, Einschulung etc. sind für die Eltern jedoch nicht mehr allzu emotional, da sie sie bereits erlebt und bei mehreren Kindern vielleicht sogar eine Routine dafür entwickelt haben.
Gegenüber den älteren Geschwistern ist das jüngste Kind eher im Nachteil – es ist körperlich und in Sachen wissen immer unterlegen, und wahrscheinlich sind die Rollen in der Familie bereits alle verteilt. Das kann die Notwendigkeit mit sich bringen, kreativ zu werden, um gegen all dies dagegenhalten zu können. So können jüngste Kinder als besonderer Sonnenschein auftreten, oder z.B. durch besonderen Mut oder ungewöhnliche Aktionen auffallen.
Was das Loslösen vom Elternhaus angeht, kann es für das jüngste Kind herausfordernd werden. Denn dieser Schritt markiert für die Eltern den Übergang zurück zur Paarebene, da die Elternrolle in den Hintergrund rückt. Hier kann unbewusst die Frage im Raum stehen: Schaffen die das? Systemisch gesehen könnte es hier passieren, dass im Familiensystem gute Gründe gefunden werden, warum das jüngste Kind das Elternhaus noch nicht verlassen kann. Vielleicht stellt es sich auch als Sorgenkind zur Verfügung, sodass die Eltern weiterhin in sorgender Rolle bleiben dürfen.
Nun haben wir uns die Positionen in einer Geschwisterreihe angeschaut, also das Setting von Familien mit mehreren Kindern. Aber was ist mit dem Einzelkind? Dieses Kind genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern und braucht sich – zumindest im familiären Setting - keine Gedanken ums Teilen und Abgeben zu machen. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch die Einsamkeit; es hat keine Kinder auf der gleichen Generationsebene zum Spielen oder auch zum Teilen von Lebenserfahrungen. Die unmittelbaren Bezugspersonen sind immer Erwachsene, die anders spielen als gleichaltrige Kinder und größer, stärker, älter und klüger sind – und meistens auch vernünftiger. Auch, wenn das Einzelkind über Kindergarten, Schule und sonstige Kontexte mit anderen Kindern zusammen ist, muss es sich doch recht schnell an Erwachsene anpassen. Das macht sich z.B. an der Sprache bemerkbar, teilweise auch im Spielverhalten. Das Übungsfeld zum Lernen, wie es kämpfen, sich behaupten aber auch mal unterliegen kann und zurückstecken muss, ist ohne Geschwisterkinder ein kleineres.
Was hier passieren kann: Durch die frühe Anpassung an die Erwachsenen können Eltern ihr Kind zu ernst nehmen dahingehen, dass sie wie eine erwachsene Person behandeln. Wir sprechen dann von Parentifizierung, was eine neue Dynamik ins Familiensystem bringt mit einer Dreiecksbeziehung. Hier kann es zur Triangulation kommen, indem sich ein Zweierteam gegen die dritte Person verbündet – der wiederum nichts anderes übrigbleibt, als zu versuchen, sich mit einer Person aus dem Zweierteam zu verbünden usw.
Neben den bisher genannten Positionen, die Kinder einnehmen können. Roedel nennt diese Position die des replacement-childs, also dem Ersatzkind. Gemeint ist hierbei eine Position, die durch den tragischen oder meist plötzlichen Verlust eines Kindes in einer Familie entsteht. In diesem Fall entsteht häufig bei Eltern das Bedürfnis, bald wieder ein Kind zu bekommen und den Verlust des Kindes auf diese Art zu kompensieren. Hier kann es unbewusst die Idee geben, dass das gestorbene Kind im neuen Kind weiterlebt. Was natürlich nicht funktioniert, da wir Menschen nicht einfach ersetzen können. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Tod zu betrauern, wütend zu sein und irgendwann an dem Punkt anzukommen, den Verlust gefühlsmäßig akzeptieren zu können. Der verstorbene Mensch wird aber immer fehlen.
Das Ersatzkind lebt mit einer Bürde; es soll über den Verlust hinwegtrösten, vielleicht sogar so sein wie das verlorene Kind. Das könnte bedeuten, dass es für eine eigene Identitätsentwicklung gar keinen Raum gibt. Eine Klientin schilderte mal, dass sie als Kind aussah wie ein Junge; sie trug eher jungenhafte Kleidung, bekam das Haar kurz geschnitten, bekam von den Eltern Spielzeug, das eher Jungs zugeschrieben würde. Erst als Jugendliche erfuhr sie, dass es vor ihr einen Sohn gab, der wenige Tage nach der Geburt verstarb.
Sie war gewissermaßen in eine Stellvertretungsaufgabe geraten, die für das Familiensystem eine Rolle spielte.
Die Idee von Stellvertretungsaufgaben und -ordnungen ist etwas, das Birgit Hickey in ihrem Buch ausführlich darstellt. Ich werde hier nur kurz drauf eingehen und empfehle dir zur Vertiefung auf jeden Fall ihr Buch.
Mit Stellvertretungspositionen ist hier nicht die Art von Stellvertretung gemeint, die wir in Aufstellungsarbeit auch als Repräsentanz bezeichnen.
Hickes schreibt davon, wir Krankheiten, Symptome und andere Probleme im beruflichen oder privaten Bereich ausgelöst werden können durch unbewussten Bindungen zu unerledigten oder unbearbeiteten Schicksalen und dem, was wir das ungelebte Leben nennen. Es sind sozusagen unbewusste Ausgleichsbewegungen in einem Familiensystem, die sich in der jeweiligen Symptomatik oder Thematik zeigen können.
Unbewältigte Schicksale im Familiensystem können der Ausgangspunkt sein für Aufgaben, die z.B. Spätergeborene in einem Familiensystem unbewusst übernehmen. Diese Stellvertretungsaufgaben folgen bestimmten Stellvertretungsordungen, die durch die Analyse zahlreicher Genogramme empirisch gefunden und beschrieben wurden – auch Hickey beruft sich hier auf Adamaszeks Arbeiten in 2016 und 2011.
Es kann also dazu kommen, dass eine später geborene Person eine früher Geborene vertritt – das kann zu leidvollen Wiederholungen über mehrere Generationen führen. Das erinnert zwar an das ursprüngliche Schicksal, kann es jedoch nicht rückwirkend ändern.
Natürlich muss nicht jedes Schicksal auf diese Art weitergetragen werden. Es kann auch sein, dass das Schicksal auf eine Art bearbeitet wurde, die eine Stellvertretung später nicht nötig macht.
Die Stellvertretungsaufgaben werden nach bestimmten Regeln übernommen, die empirisch herausgefunden wurden. So übernehmen weiblich gelesene Person meist unbewusst und wenn möglich die Vertretung für weiblich gelesene Familienmitglieder und männlich gelesene Personen die Vertretung für männlich gelesene Familienmitglieder. Einzelkinder übernehmen alle Stellvertretungsaufgaben.
Die Aufgaben können – mit Blick aufs Genogramm – vertikal und horizontal übernommen werden. Die vertikale Ebene ist die transgenerationale Ebene, also z.B. von der Großelterngeneration übergehend zur Elterngeneration. Die horizontale Ebene ist die Geschwisterebene. Hier erfolgt die Übernahme je nach Position in der Geschwisterreihe auf unterschiedliche Weise und folgt den bereits genannten Regeln. Was hier wichtig ist – wie alles, wenn wir mit systemischer Brille draufschauen – diese Regeln bilden keine Gesetzmäßgikeiten, sondern dienen als Grundlage zur Hypothesenbildung. Bitte vergesse nie: Es kann auch alles ganz anders sein!
Ebenfalls wichtig finde ich, dass Birgit Hickey hervorhebt, dass diese Aufgaben nicht nur Leidvolles sein müssen. Die Stellvertretung kann auch im positiven Sinne übernommen werden!
Ich möchte dir noch eine Auswahl an möglichen Stellvertretungsordnungen vorstellen, die Hickey benennt. So übernehmen erste Kinder typischerweise Stellvertretungsaufgaben auf der Ebene der Großeltern. Bei einer weiblich gelesenen Person könnte die Übernahme der Stellvertretung in Bezug auf verschiedene Funktionen der Großmutter sein; als Tochter der Eltern, als Schwester (falls eine Geschwisterreihe vorhanden ist), als Partnerin in einer Beziehung oder als Mutter von Kindern. Auf einer männlich gelesenen Seite sind es analog die Funktionen als Sohn von Eltern, im Falle von Geschwistern die des Bruders, dann noch die als Partner in einer Beziehung und die als Vater von Kindern.
Gezählt werden in einer Geschwisterreihe alle Kinder, inklusive früh verstorbenen Kindern, Fehlgeburten, Totgeburten und Schwangerschaftsabbrüchen. Stellvertretungen können aber nur von Lebenden übernommen werden. So kann es sein, dass zweitgeborenes Geschwisterkind eines verstorbenen Erstgeboren die Stellvertretung übernimmt, die sonst ein Erstgeborenes übernommen hätte.
Zweite Kinder übernehmen typischerweise Stellvertretungsaufgaben auf der Elternebene. Das heißt, dass sie nicht nur für die Eltern direkt, sondern auch für deren Geschwister Stellvertretungsaufgaben übernehmen können. Was ich hier spannend finde: übernehmen zweite Kinder Stellvertretungsaufgaben in Bezug auf ein Elternteil, kann sich dies später in Paarproblemen widerspiegeln, die erstaunlich ähnlich sind zu denen des Elternteils.
Je größer das Familiensystem, desto komplexer wird es, mögliche Ordnungen zu identifizieren. Bei dritten Kindern kann man scheinbar zumindest so weit gehen zu sagen, dass sie Repräsentant:innen ihrer Eltern in deren Herkunftssystem sind, also quasi Stellvertreter:innen von Stellvertreter:innen. Sie arbeiten häufig das auf, was im Herkunftssystem der Eltern offengeblieben ist.
Hickey verweist auch noch darauf, dass die von ihr geschilderten Regelmäßigkeiten sozusagen als work in progress zu sehen sind, da die Forschung hier noch sehr jung ist und die Erkenntnisse noch ich zitiere „im Fluss“ sind.
Soweit zu den Positionen, die wir in Geschwisterreihen einnehmen können. Du siehst, dass die Position Auswirkungen bis ins Erwachsenenleben hinein haben kann. Was könnten nun Fragen sein, die du dir in Bezug auf deine eigene Position stellen kannst? Ich biete dir hier eine Auswahl an und hoffe, dass etwas Nützliches für dich dabei ist:
An welcher Stelle in der Geschwisterreihe stehst du? Beachte, dass nicht mehr lebende Kinder mitgezählt werden.
Welche der genannten Fähigkeiten und Herausforderungen deiner Position erkennst du wieder? An welchen Stellen gibt es Abweichungen?
Was war für dich gut daran, an dieser Position zu sein? Was war herausfordernd?
Welche Überzeugungen und Verhaltensweisen hast du möglicherweise in deiner Position entwickelt, die du heute noch in die trägst und zeigst? Wofür waren diese Überzeugungen und Verhaltensweisen gut? Wie hilfreich sind sie heute noch?
Wie geht es dir heute mit deinen Geschwistern? Wie geht es dir als Einzelkind?
Welche Entwicklungsaufgaben hast du als Einzelkind gemeistert? Welche Entwicklungsaufgaben hast du mit deinen Geschwistern gemeistert?
Wer hat in eurem Familiensystem welche Rolle übernommen?
Wenn du an Stellvertretungsaufgaben denkst: Wer in deinem Familiensystem könnte möglicherweise solche Aufgaben übernommen haben, sei es positiver oder negativer Art? Was würde passieren, wenn diese Aufgaben nicht mehr erfüllt würden?
Gerne schicke ich dir diese Fragen auch als Arbeitsblatt zu – schreib mir dafür einfach eine Mail.
So, und das war es für heute mit fragmalneda. Ich hoffe, dass diese Folge für dich hilfreich war und dir vielleicht neue Impulse gegeben hat. Du hast einen Gedanken zur Folge oder einen Themenwunsch bzw. eine Frage? Dann schreib mir gern eine Mail an hallo@neda-mohagheghi.de oder melde dich über social Media bei mir. Ich freu mich auf dich! Ciao!
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